Arminia-Fans mit Leib und Seele: Die Almsenner treffen sich regelmäßig in der Gaststätte "Zum Furlbachtal" zu ihren Stammtischen. Dort wird in geselliger Runde nur beim Tischfußball klaglos hingenommen, wenn die Blauen mal verlieren. (Foto: Eike J.Horstmann)

Hoffen auf das blaue Wunder
Die "Almsenner Stukenbrock-Senne" gehen seit Jahren mit Arminia Bielefeld durch dick und dünn

Schloß Holte-Stukenbrock.
Die Almsenner kann in dieser Saison eigentlich nichts mehr schocken. Die erste Auswärtsfahrt ging zum 1:8 der Arminen bei Werder Bremen, die Weihnachtsfeier fiel ausgerechnet auf den Tag des 1:6 gegen Borussia Dortmund. Und auch der Umstand, dass der DSC vor dem heutigen Spiel gegen Bayer Leverkusen zum Siegen verdammt ist, lässt den 168 Mitgliedern des Stukenbrock-Senner Arminia-Fanclubs keine grauen Haare wachsen.


„Dafür haben wir mit Arminia schon viel zu viel mitgemacht", sagt der Vorsitzende der Almsenner, Holger Gebauer, der sich im Gegensatz zu vielen Schwarzsehern strikt weigert, die Frontzek-Truppe schon als sicheren Absteiger abzuhaken. Und tatsächlich kann der Fanclub - obwohl erst 2002 gegründet - auf eine langjährige Tradition zurückblicken. Denn der Name „Almsenner" stammt noch aus grauester Vorzeit des DSC, als der Sportclub der Ostwestfalen noch in der Amateur-Oberliga herumdümpelte.

Eine Handvoll unentwegter Stukenbrock-Senner ging auch dann auf die Alm, wenn sich Anfang der Neunzigerjahre zu Spielen wie gegen Wanne-Eickel, Gevelsberg oder Marl die Zuschauer auf den Rängen des einstigen Hexenkessels der Bundesliga verloren. „Da gehört sicherlich eine große Portion Heimatliebe und Leidensfähigkeit dazu", sagt Gebauer. Warum sich die Almsenner ausgerechnet zu einer Zeit fanden, als Ostwestfalens Gloria alles andere als glorreich dastand, weiß er nicht: „Jeder hat seine eigene Ge,schichte, wie er zu Arminia kam." Er selbst ist fast auf den Tag genau 30 Jahre ein überzeugter „Blauer". Als sein Vater beim 5:0-Sieg über Darmstadt 98 am 21. April 1978 ungeahnte Fan-Leidenschaft an den Tag legte, war es um Gebauer geschehen. „Das ist schon begeisternd für einen Sechsjährigen, wenn der Vater bei jedem Tor laut jubelt."

Mitte der Neunzigerjahre wurden dann die Gelegenheiten zum Jubeln häufiger, Arminia kehrte auf die Bühne des großen Fußballs zurück. Zu einem eingetragenen Fanclub wurden die Almsenner trotzdem nicht, auch wenn durch die Gründung des Schwarz-Weiß-Blauen Dachs etwas Bewegung in die Idee kam. Erst die Gründung der „Ems-Arminen" im benachbarten Hövelhof sorgte für die Initialzündung. „Das war der nötige Druck von außen", sagt Gebauer und grinst: „Das mussten wir uns nicht vormachen lassen." Inzwischen sind es auch eher die Almsenner, die anderen Fanclubs etwas vormachen. Denn die Fußballfreunde verbindet neben der Liebe zum DSC auch das gemeinsame Vereinsleben, das weit über die „normalen" Fanaktivitäten hinaus geht. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig zu ihren Stammtischen in ihrer Vereinsgaststätte „Zum Furlbachtal", organisieren Hobby-Turniere auf der Senne-Alm und veranstalten Feste, zu denen auch Arminia-Größen wie Matthias Hain oder Rüdiger Kauf begrüßt werden. Gleich mehrere rauschende Fußballfeste wollen die Almsenner während der Fußball-Europameisterschaft feiern - nur zu gut ist den Fans die Euphorie des Jahres 2006 noch in Erinnerung, als sie ihren schwarz-wei߬blauen Dress ausnahmsweise mal mit schwarz-rot-goldenen Devotionalien tauschten.

Bis dahin gehört die volle Aufmerksamkeit allerdings der Arminia. Auch heute Abend werden die Almsenner wieder in Legionsstärke in der Schüco-Arena vertreten sein. Zwar stehen und sitzen die Stukenbrock-Senner quer über das gesamte Stadion verteilt, dennoch ziehen sie an einem Strang: Gegen Leverkusen müssen drei Punkte her. „Zum einen haben wir gegen Bayer zu Hause eine ganz gute Bilanz", rechnet Gebauer den Blauen gute Chancen aus: „Und zum anderen wiederholt sich ja vielleicht das Wunder vom Vorjahr." Die Hoffnung stirbt jedenfalls auch in Stukenbrock-Senne zuletzt, dass die Almsenner als erstklassiger Fanclub eine weitere Saison einen erstklassigen Verein anfeuern dürfen.

Quelle: Neue Westfälische vom 16. April 2008

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